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Ausgabe 2/2017
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
heute erhalten Sie die aktuelle Ausgabe unserer TIB-News. Es ist die erste Ausgabe, die nach meinem Start als Direktor der Technischen Informationsbibliothek (TIB) erscheint. Eine schöne Gelegenheit, dass Sie mehr über mich und meine ersten 100 Tage an der TIB erfahren. Außerdem gibt es wie immer Neues zu Aktivitäten und Projekten der TIB.
 
Ihr
 
Prof. Dr. Sören Auer – Direktor der Technischen Informationsbibliothek (TIB)
 
 
100 TAGE ALS DIREKTOR DER TIB 
Interview mit Prof. Dr. Sören Auer
JOINT LAB DATA SCIENCE & OPEN KNOWLEDGE GEGRÜNDET 
TIB und Forschungszentrum L3S verknüpfen Kompetenzen
TIB an Projekt zur digitalen Bildersuche beteiligt  
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Projekt mit 500.000 Euro
Projekt DELFT: TIB macht ethnologische Filme zugänglich 
TIB digitalisiert ethnologische Filme und stellt sie in ihrem AV-Portal bereit
Wie informieren sich Forschende und wie publizieren sie? 
TIB-Umfrage: Forschende wünschen sich mehr Beratungsangebote
Haben Sie gewusst, … 
… dass Sie im AV-Portal viele Konferenzaufzeichnungen finden können?
 
Im Interview
 
100 TAGE ALS DIREKTOR DER TIB
 
Die Technische Informationsbibliothek (TIB) hat seit Anfang Juli 2017 einen neuen Direktor: Prof. Dr. Sören Auer. In unserem Interview erfahren Sie mehr über ihn, seine Forschungsschwerpunkte und seine Ideen für die Zukunft der Bibliothek.
 
Die ersten 100 Tage an der TIB sind um. Wie geht es Ihnen als Direktor der TIB?
 
Die ersten Tage waren sehr interessant und ich habe viel Neues gelernt und viele interessante Menschen kennengelernt.
Prof. Dr. Sören Auer // Foto: TIB/C. Behrens
 
Mir geht es sehr gut, ich habe mich gut eingelebt und freue mich sehr, eine so spannende und vielseitige Organisation wie die TIB leiten zu dürfen. Auch in Hannover bin ich sehr gut angekommen. Ich habe unsere verschiedenen Standorte besucht und bei diversen Gelegenheiten auch schon einige schöne Ecken von Hannover kennengelernt. Mir gefällt, dass trotz kleinerer Schwierigkeiten die verschiedenen Akteure wie zum Beispiel Universität, Ministerium und wir als TIB doch im Großen und Ganzen sehr gut Hand in Hand arbeiten.
 
Was hat sich seit Juli grundlegend für Sie geändert?
 
Im Moment habe ich wenig Zeit für die Forschung, da mich der Einstieg, die Evaluierungsvorbereitung, der Transfer von Projekten sowie Mitarbeitenden und so weiter sehr fordern. Ich hoffe, dass ich Anfang nächsten Jahres wieder etwas mehr Zeit habe, auch einige Forschungsthemen aktiv voranzutreiben. Eine weitere aufregende Veränderung ist der Einstieg in die Welt der Bibliotheken und Informationszentren, wo ich bei verschiedenen Veranstaltungen und Treffen andere Sichtweisen und Themen kennenlernen konnte. Ich hoffe, dass ich meine Forschungsthemen Wissensgraphen und Linked Data – aber auch die Erfahrungen, die ich bei Fraunhofer und anderen Stationen gesammelt habe – mit der neuen Bibliotheksperspektive in eine produktive Synthese für die TIB einbringen kann.
 
Wenn Sie auf diese ersten 100 Tage zurückblicken: Welches Thema war das Wichtigste?
 
Das zentrale Thema ist natürlich die Evaluierung im Februar 2018, die wir gut vorbereiten müssen und wo neben vielen Dokumenten auch Gespräche mit unseren Gremien, Partnern und der Leibniz-Gemeinschaft notwendig sind. Die Vorbereitung der Evaluierung hat mir auch sehr geholfen, die TIB gleich intensiv in vielen Aspekten kennenzulernen. Beindruckend ist das breite Spektrum an Themen, die wir abdecken. Angefangen von den verschiedenen Fächern über den Bibliotheksbetrieb, Informationskompetenz, Forschungsdatenmanagement, Lizenzverhandlungen, Open Access, Dokumentlieferung, Urheberrecht und viele andere mehr. Diese Vielfalt ist Quelle für Inspiration und Herausforderung für uns zugleich.
 
Ein Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit ist die Forschung. Sie forschen unter anderem zu den Themen Data Science, Digital Libraries und Open Knowledge. Was können wir uns darunter vorstellen?
 
Die digitalen Möglichkeiten verändern unsere Lebens- und Arbeitsweise fundamental. Auch wenn das von einem auf den anderen Tag kaum bemerkt wird, sind die Veränderungen von Jahr zu Jahr groß. Wir können Informationen wesentlich gezielter und breiter austauschen, leichter mit anderen zusammenarbeiten, Daten auf Smartphones verarbeiten, wo vor einigen Jahren noch Supercomputer notwendig waren. Mit meiner Forschung möchte ich diese Möglichkeiten für die TIB nutzbar machen. Mit dem Projekt SlideWiki zum Beispiel haben wir mit 15 Partnern aus ganz Europa die Web-Plattform SlideWiki. org entwickelt, auf der Lehrende und Lernende gemeinsam Lernmaterialien erstellen und in verschiedene Sprachen übersetzen können. Ähnlich wie Wikipedia die Zusammenarbeit an enzyklopädischen Artikeln revolutioniert hat, hoffen wir, kann SlideWiki die Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden an offenen Lehr- und Lernmaterialien fundamental verbessern.
 
Was sind für Sie die größten Herausforderungen, denen sich eine Bibliothek wie die TIB heute stellen muss? Und wo sehen Sie die TIB in fünf oder zehn Jahren?
 
Die größte Herausforderung ist es, die digitalen Möglichkeiten für die Bibliothek stärker nutzbar zu machen, ohne unsere klassischen Dienste und Kunden zu vernachlässigen. Im Zusammenspiel mit Verlagen, Fachorganisationen und Bibliotheken werden sich auch weitere Veränderungen ergeben. Wir müssen da unsere zentrale Stellung behaupten. Ich hoffe, dass die TIB sich in fünf bis zehn Jahren als zentraler Akteur bei der Vernetzung von Informationen aus allen Phasen wissenschaftlicher Arbeit und über Fächergrenzen hinweg etabliert hat. Ich denke, dass meine Forschung zu semantischen Technologien, Linked Data und Wissensgraphen dazu einen wichtigen Beitrag leisten kann.
 
 
ZUR PERSON: PROF. DR. SÖREN AUER
 
Seit dem 1. Juli 2017 ist Prof. Dr. Sören Auer neuer Direktor der Technischen Informationsbibliothek (TIB) – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek in Hannover. Gleichzeitig hat er seine Arbeit als Professor für „Data Science & Digital Libraries“ an der TIB und der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Leibniz Universität Hannover aufgenommen. Neben seiner Tätigkeit als Direktor leitet der 41-Jährige an der TIB außerdem den Programmbereich Forschung und Entwicklung sowie die Forschungsgruppe „Data Science & Digital Libraries“. Seine Forschungsschwerpunkte an der TIB sind die Themen Data Science, Digital Libraries und Open Knowledge. Beispielsweise forscht er zu Semantic Data, zur Vernetzung von heterogenen und komplexen Datenmengen.
 
Auer, geboren 1975, leitete vor seiner Tätigkeit als Direktor der TIB die Abteilung „Enterprise Information Systems (EIS)“ am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und den gleichnamigen Lehrstuhl der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Sein Studium der Mathematik und Informatik absolvierte der gebürtige Dresdener in Hagen, Dresden und Ekaterinburg (Russland), seine Promotion im Fach Informatik erfolgte an der Universität Leipzig. Danach folgten Stationen als PostDoc an der University of Pennsylvania (USA) sowie als Leiter der Forschungsgruppe „Agile Knowledge Engineering and Semantic Web“ (AKSW) an der Universität Leipzig.
 
 
 
 
 
Forschung
 
JOINT LAB DATA SCIENCE & OPEN KNOWLEDGE GEGRÜNDET
 
TIB und Forschungszentrum L3S verknüpfen Kompetenzen
 
Wie kann optimal in großen Datenbeständen im Internet, in Bibliotheken oder Archiven gesucht werden? Wie lassen sich verteilte Informationen besser vernetzen und Informationsflüsse zwischen Institutionen reibungslos organisieren? Mit diesen und weiteren Fragen zu den Themen Data Science und Open Knowledge werden sich zukünftig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Joint Lab Data Science & Open Knowledge beschäftigen.
 
In dem neu eingerichteten Labor werden die TIB und das Forschungszentrum L3S, das an der Leibniz Universität Hannover angesiedelt ist, gemeinsam auf folgenden Gebieten forschen:
 
Bullet SquareDigital Libraries
Bullet SquareVisual Analytics
Bullet SquareOpen Science
Bullet SquareInformation Retrieval, Web Science und Web Archives
Bullet SquareData Mining
Bullet SquareMensch-Computer-Interaktion
 
Geleitet wird das Joint Lab von Prof. Dr. Sören Auer, Direktor der TIB und Inhaber des Lehrstuhls „Data Science & Digital Libraries“ an der Leibniz Universität Hannover. Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Direktor des Forschungszentrums L3S, ist wissenschaftlicher Ansprechpartner seitens der Leibniz Universität. „Die gute Zusammenarbeit zwischen der Leibniz Universität und der Technischen Informationsbibliothek wird durch die Kooperation auch in Zukunft weiter gestärkt und verstetigt“, so Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover.
 
Zusammenarbeit mit Leibniz Universität Hannover wird weiter gestärkt
 
„Im Joint Lab stärken wir das Zusammenspiel zwischen der grundlagenorientierten Forschung des L3S und der anwendungsbezogenen Forschung der TIB“, sagt Prof. Dr. Sören Auer. Ein Beispiel sind maschinelle Lernverfahren zur Analyse von Bild- und Videodaten, die am L3S entwickelt werden und helfen, die über 10.000 Videos aus dem AV-Portal der TIB genauer inhaltlich zu erschließen. Das langfristige Ziel des Joint Labs ist es, Methoden zu erforschen, die es ermöglichen, die Arbeit von Forscherinnen und Forschern in Wissenschaft und Wirtschaft in der digitalen Welt zu unterstützen. Neben klassischen Publikationen in Dokumentform müssen dazu insbesondere zunehmend auch Videos, Forschungsdaten, Software oder Wissensgraphen berücksichtigt werden.
 
„TIB und L3S arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich als Partner zusammen. Im Joint Lab haben wir die Möglichkeit, unsere Forschungskompetenz durch eine enge Vernetzung weiter zu bündeln und gemeinsam an zukunftsweisenden Themen zu forschen“, bestätigt Prof. Dr. Wolfgang Nejdl vom L3S.
 
 
 
 
 
 
 
TIB AN PROJEKT ZUR DIGITALEN BILDERSUCHE BETEILIGT
 
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert gemeinsames Projekt von Universität Paderborn und TIB mit 500.000 Euro
 
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte das Projekt „Aby gets digital: ARAby – ein adaptives Retrieval- und Analysetool zur Unterstützung bildorientierter Forschungsprozesse“ der Universität Paderborn und der TIB im Rahmen der Förderlinie e-Research-Technologien. Das Drittmittelprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und ein Gesamtfördervolumen von mehr als 500.000 Euro.
Ziel von ARAby ist die Entwicklung eines computergestützten Recherchewerkzeugs zur besseren Auffindbarkeit von digitalen Bildern für die geisteswissenschaftliche Forschung. Der Antrag des disziplinübergreifenden Verbundprojektes, in dem Fachleute aus Informatik und Kulturgeschichte zusammenarbeiten, stellten Prof. Dr. Ralph Ewerth (TIB und Leibniz Universität Hannover) sowie Prof. Dr. Eyke Hüllermeier und Prof. Dr. Eva-Maria Seng von der Universität Paderborn gemeinsam.
 
Bei ARAby geht es zum einen darum, die Methoden der Informatik und Techniken der digitalen Informationsverarbeitung zu nutzen, um kulturwissenschaftliche Phänomene zu untersuchen. Zum anderen entstehen bei dieser Kooperation ganz neue Forschungsfelder, -fragen und -prozesse. Initiiert wurde das Vorhaben von Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Inhaberin des Lehrstuhls für Kulturerbe an der Universität Paderborn.
 
Prof. Dr. Ralph Ewerth wird sich in dem Projekt mit Algorithmen zur automatischen Klassifikation von Bildern beschäftigen. // Foto: TIB/EUROMEDIAHOUSE
 
Seit 2006 betreibt das dort angesiedelte „Kompetenzzentrum für Kulturerbe: materiell – immateriell – digital“ ein modernes, digitales Bildarchiv mit mehr als 10.000 Abbildungen aus Kunst- und Architekturgeschichte. Aufgrund der stetig steigenden Menge digitalen Bildmaterials entstand die Idee für eine automatisierte, computergestützte Recherche und Analyse großer Bildkorpora.
 
In dem Projekt „ARAby“ soll nun ein entsprechendes Instrument – ein sogenanntes e-Research-Tool – entwickelt werden, das große Bilddatenmengen im geisteswissenschaftlichen Forschungsprozess besser nutz- und auswertbar macht. Mit dem Tool soll die Bildrecherche in Datenbanken kulturellen Erbes optimiert und die Leistungsfähigkeit bestehender wissenschaftlicher Informationssysteme für den geisteswissenschaftlichen Forschungsprozess erhöht werden. Zwei Spezialisten aus der Informatik bringen ihre Expertise auf den Gebieten des maschinellen Lernens, der intelligenten Datenanalyse und der Bildverarbeitung in das Projekt ein: Prof. Dr. Eyke Hüllermeier, Inhaber des Lehrstuhls Intelligente Systeme am Institut für Informatik der Universität Paderborn, und Prof. Dr. Ralph Ewerth, Leiter der Forschungsgruppe Visual Analytics an der TIB. „Unsere Aufgabe wird es sein, Algorithmen zur automatischen Klassifikation von Bildern aus dieser besonderen Domäne zu erforschen und zu entwickeln“, beschreibt Ewerth die Rolle der TIB.
 
Mehr Informationen zu „Visual Analytics“ an der TIB
 
 
 
 
Projekt DELFT
 
PROJEKT DELFT: TIB MACHT ETHNOLOGISCHE FILME ZUGÄNGLICH
 
Projekt DELFT: TIB digitalisiert fast 2.000 historisch wertvolle Filme aus dem Bereich Ethnologie und stellt sie in ihrem AV-Portal bereit
 
Kulturelle Bräuche und handwerkliche Traditionen, die zum Teil schon verschwunden sind oder sich über die Jahre stark verändert haben: Das dokumentieren die 1.953 ethnologischen Filme, die die TIB im Projekt DELFT (Digitalisierung EthnoLogischer FilmbesTand) nun digitalisieren, erschließen und – soweit rechtlich möglich – online in ihrem AV-Portal bereitstellen wird.
Fast 2.000 historisch wertvolle Filme aus der Ethnologie stehen bald im AV-Portal der TIB zur Verfügung. // Foto: TIB/EUROMEDIAHOUSE
 
„Der erleichterte Zugang zu den Filmen ist für Forschung und Lehre ein wichtiger Schritt – er eröffnet ganz neue Möglichkeiten, mit diesem wertvollen und einmaligen kulturellen Erbe zu arbeiten“, sagt Thomas Bähr, Leitung Bestandserhaltung und Langzeitarchivierung an der TIB sowie DELFT-Projektleiter.
 
Gefördert wird das Projekt DELFT über die Laufzeit von zwei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Summe von 287.000 Euro.
 
Die 1.953 Filme gehören zum Bestand der IWF Wissen und Medien (vormals Institut für den Wissenschaftlichen Film), der 2012 auf die TIB übergegangen ist.
 
Die ethnologischen Filme zeigen kulturelles Brauchtum wie Musik und Tanz, Religion und Heilkunde und vieles mehr. Einige der Filme sind mehr als 100 Jahre alt, die jüngsten stammen aus den 1980er-Jahren. Die Mehrzahl der Filme ist Teil der „Encyclopaedia Cinematographica“.
 
Besserer Zugang für die Wissenschaft
 
Das Interesse an den historisch wertvollen Filmen ist schon jetzt groß, wie die zahlreichen Anfragen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an die TIB belegen. „Mit der Digitalisierung und der Bereitstellung im AV-Portal, stehen die Filme, die aus kleinen Fächern wie Ethnologie, Anthropologie und Filmwissenschaften stammen, Wissenschaft, Forschung und interessierter Öffentlichkeit dauerhaft und zitierbar zur Verfügung“, erklärt Margret Plank, Leitung des Kompetenzzentrums für nicht-textuelle Materialien an der TIB und verantwortlich für das AV-Portal.
 
Zusätzlich zur Digitalisierung der Filme erfolgt die Langzeitarchivierung, um die Materialen dauerhaft zu erhalten und zu sichern. Darüber hinaus werden die Filme für den nachhaltigen und eindeutigen Zugriff mit einem DOI-Namen (Digital Object Identifier) versehen sowie die Metadaten wie Filmtitel und Schlagwörter erschlossen und aufbereitet.
 
 
 
 
 
Umfrage
 
TIB-Umfrage: Informationsbeschaffung und Publikationsverhalten
 
Forschende wünschen sich mehr Beratungsangebote zu Open Access, Forschungsdaten und beim Umgang mit nicht-textuellen Materialien
 
Wie informieren sich Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler aus den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern über Neuigkeiten und Trends in ihrer Disziplin? Welche Angebote einer Bibliothek wünschen sie sich zur Unterstützung während ihres Arbeitsprozesses? Wie veröffentlichen sie ihre Forschungsergebnisse? Diese und weitere Fragen stellte die TIB Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Rahmen einer Online-Umfrage zu Informationsbeschaffung und Publikationsverhalten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, an der mehr als 1.400 Forschende teilnahmen.
„Die Ergebnisse der Umfrage helfen uns als TIB und hoffentlich auch anderen Informationsinfrastruktureinrichtungen, die Bedarfe und Anforderungen der Nutzergruppen besser zu verstehen und zukünftige Entwicklungen noch besser auf diese abzustimmen“, sagt Prof. Dr. Sören Auer, Direktor der TIB. „Als Informationszentrum für Technik und Naturwissenschaften haben wir die Ambition, Forschende in jeder Phase ihrer Arbeit mit unseren ‚analogen‘ und digitalen Diensten zu unterstützen“, so Auer weiter.
 
 
Dazu gehören Angebote wie das AV-Portal der TIB für wissenschaftliche Videos aus Technik und Naturwissenschaften, das interdisziplinäre Datenrepositorium RADAR für die Langzeitarchivierung von Forschungsdaten, SlideWiki für die kollaborative Erstellung und das Teilen von Präsentationen sowie DataCite und der DOI-Service der TIB für die Referenzierung von Forschungsdaten.
 
„Einige unserer Annahmen haben sich in der Umfrage bestätigt: Forschungsdaten sind inzwischen ein zentraler Teil des wissenschaftlichen Schaffens; Open Access kann zur erhöhten Sichtbarkeit beitragen, aber erfordert vergleichbare Reputation der Publikationsorgane; neben klassischen Publikationen gewinnen andere Modalitäten wie Software, Wissensgraphen, 3D-Modelle, Videos und Daten zunehmend an Bedeutung,“ führt Auer aus.
 
Ausgewählte Umfrage-Ergebnisse im Überblick
 
Laut der TIB-Umfrage nutzen die Befragten zur Informationsbeschaffung am häufigsten traditionelle Wege wie wissenschaftliche Publikationen, gefolgt von persönlichen Kontakten mit anderen Fachleuten sowie Besuche von Fachveranstaltungen. Für die Recherche von Fachinformationen greifen sie mehrheitlich auf Google (81 Prozent), Wikipedia (68 Prozent) sowie Google Scholar (60 Prozent) zurück. Bibliotheksportale werden von der Hälfte der Befragten regelmäßig zur Recherche genutzt. Fachartikel, darunter auch Artikel aus Open-Access-Fachzeitschriften, sind die am häufigsten genutzte Publikationsform. Mit einem Anteil von 60 Prozent haben Bilder und Grafiken einen mittleren Anteil, gefolgt von Forschungsdaten (zum Beispiel Messdaten, Materialproben, Simulationsdaten oder Strukturformeln) und Nicht-Verlagspublikationen – sogenannte graue Literatur, zu der Veröffentlichungen wie Tagungs-, Kongress- und Forschungsberichte gehören, die nicht im Buchhandel erhältlich sind.
 
Während der Forschungstätigkeit entstehen am häufigsten Zeitschriftenartikel, darunter auch Open-Access-Zeitschriften. 60 Prozent gaben an, dass ihre Materialien auch als Nicht-Verlagspublikationen (zum Beispiel Kongressberichte) veröffentlicht werden. 44 Prozent der Befragten produzieren im Forschungsprozess auch nicht-textuelle Materialien wie Bilder, Grafiken oder 3D-Modelle. Jeder Zehnte erstellt inzwischen auch audiovisuelles (AV) Material wie Aufzeichnungen von Experimenten. Zwei Drittel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler veröffentlichen inzwischen in Open-Access-Zeitschriften, als Hauptgründe nennen sie die freie Zugänglichkeit, eine höhere Sichtbarkeit und Zitationswahrscheinlichkeit.
 
Zwar entstehen bei der Mehrheit der Forschenden nicht-textuelle Materialien, allerdings veröffentlicht nur ein geringer Teil diese Materialien auch. Nur 20 Prozent der Befragten veröffentlichen ihre Forschungsdaten beziehungsweise wissenschaftliche Software. Im Forschungsprozess entstandenes AV-Material wird sogar nur von jedem Zehnten publiziert. 73 Prozent der Befragten veröffentlichen ihre Materialien mit einem Digital Object Identifier (DOI), der die nachhaltige Zitierung und Verlinkung digitaler Materialien im Internet ermöglicht. Bei den Publikationen mit DOI handelt es sich überwiegend um wissenschaftliche Artikel. Forschungsdaten, Bilder und Grafiken, graue Literatur, AV-Medien, 3D-Modelle oder Software erhalten dagegen weitaus seltener einen DOI. Mehr als der Hälfte der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen laut der TIB-Umfrage nicht, dass DOIs auch für andere digitale Publikationen vergeben werden können.
 
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage war, dass sich die Forschenden in verschiedenen Bereichen Unterstützung wünschen: So signalisierte fast jeder Dritte zu Open Access und zu Text-Repositorien Beratungsbedarf. 25 Prozent der Befragten würden Beratungsangebote zu Forschungsdaten nutzen, beispielsweise zum Publizieren und Zitieren der Daten. Im Bereich AV-Medien würden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Recherche, bei Fragen zur Zitierfähigkeit, zu Lizenzfragen und zur Publikation auf Beratungsangebote zurückgreifen.
 
Eine ausführliche Zusammenfassung der Studie finden Sie auf der Webseite der TIB: Informationsbeschaffungs- und Publikationsverhalten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächer. Den für die Umfrage verwendeten Fragebogen und einen anonymisierten Ausschnitt der Rohdaten finden Sie unter doi. org/10. 22000/54.
 
 
 
 
Wissenswertes
 
Haben Sie gewusst, …
 
… dass Sie im AV-Portal viele Konferenzaufzeichnungen finden können?
 
Inzwischen sind circa 4.500 Konferenzaufzeichnungen im AV-Portal der TIB verfügbar. Der Vorteil: Die Videomitschnitte von Vorträgen werden frei verfügbar archiviert, stehen dauerhaft in dem Onlineportal bereit und können dank automatischer Analyse innovativ genutzt werden. Beispielsweise finden Sie Aufzeichnungen von der re:publica, von der „2nd Conference on Non-Textual Information „Software und Services for Science (S3)“, vom Urheberrechtstag 2017 sowie von Konferenzen zu freier und Open-Source-Software wie den FOSSGIS- oder der FOSS4G-Konferenzen.
 
 
 
 
 
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Die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover ist Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek. Als Deutsche Zentrale Fachbibliothek für Technik sowie Architektur, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik und weltweit größte Fachbibliothek in ihren Bereichen versorgt die TIB vor allem die nationale wie internationale Forschung und Industrie mit Literatur und Information. Die Bibliothek verfügt über einen exzellenten Bestand an grundlegender und hoch spezialisierter technisch-naturwissenschaftlicher Fachliteratur.
 
Die TIB baut ihre Rolle als deutsches Informationszentrum für die Digitalisierung von Wissenschaft und Technik stetig weiter aus. Für Fach- und Forschungscommunities stellt sie unter w w w. tib. eu wissenschaftliche Inhalte, digitale Dienste und Methodenkompetenz bereit, um die verschiedenen Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens zu unterstützen. Zur Optimierung ihrer Dienstleistungen betreibt sie angewandte Forschung und Entwicklung. Die Schwerpunkte liegen auf Data Science, nicht-textuellen Materialien, Open Science und Visual Analytics. Die TIB ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
 
 
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Herausgeber/Anbieter
Technische Informationsbibliothek (TIB)
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Vertretungsberechtigte Person
Prof. Dr. Sören Auer (Direktor der TIB)
 
Aufsichtsbehörde
Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen
 
Homepage der TIB: www.tib.eu
 
TIB-Kundenservice:
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Redaktionsverantwortliche: Dr. Sandra Niemeyer
E-Mail: tib.news@tib.eu
 
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